Ein paar Tipps für Zuchtanfänger

Sie möchten Katzenzüchter werden? Mit viel Tierliebe und ohne kommerzielle Interessen?
Dann hoffe ich, Ihnen hier weiterhelfen zu können.

Ich habe mich entschlossen, dieses Kapitel zu schreiben, weil ich schon zu oft erleben musste, wie Anfänger falsch beraten wurden und zu Katzenvermehrern wurden, obwohl sie den Eindruck machten, tierlieb zu sein.
Andere Zuchtanfänger, die von wenig erfahrenen Züchtern oder kommerziellen Großzüchtern beraten wurden, hatten sich plötzlich viel zu viele Tiere angeschafft.

Es gibt kommerzielle Groß- oder Massenzüchter, die Anfängern einreden, mit mindestens vier Zuchtkatzen anzufangen, nur das sei „seriös“, mit weniger sein man ein „Wohnstubenzüchter“. Gerade im Fall der Britisch Kurzhaar ist es aber kaum möglich, mehr als zwei Würfe im Jahr an gute Hände zu vermitteln, weil der Markt durch billige Massenvermehrung von BKHs übersättigt ist und schon Briten im Tierheim zu finden sind. Durch die Wirtschaftskrise schaffen sich aber immer weniger Menschen Haustiere an oder aber sie kaufen billige Katzen vom Vermehrer und wundern sich anschließend über hohe Tierarztrechnungen.
Die mir bekannten seriösen liebevollen Hobbyzüchter, die nicht bereit sind, Tiere an ungeeignete Personen abzugeben, haben oft neun Monate alte Katzen, die als Welpen keine Abnehmer fanden und nun noch ihren passenden Menschen suchen.

Großzüchter dürfen da nicht zimperlich sein und müssen ihre Tiere an jeden abgeben, der dafür bezahlt, und sie müssen die Unkosten niedrig halten, um billiger produzieren zu können. Ich kenne da eine Schilderung aus einer Zucht, die aus 40 Katzen besteht, Briten in diversen Farben, wo sich jeweils acht Tiere um einen Suppenteller mit eingeweichtem Trockenfutter prügeln müssen. Für Zuwendung bleibt bei so vielen Tieren natürlich keine Zeit.

Natürlich werden in solchen Zuchten die Tiere mit spätestens vier Jahren verkauft, weil sie dann unrentabel sind. Für eine aussagekräftige HCM-Schallung sollten die Tiere aber mindestens vier Jahre alt sein. Sicher ist das Ergebnis aber erst mit ca. acht Jahren. Solche Züchter können also gar nicht wissen, ob ihre Zuchttiere HCM-frei sind.

Ein Gegenbeispiel ist „Caterwaul“ von Fenny Rensen in den Niederlanden. Hier werden die Katzen geliebt und können auch alt werden. Auch leben hier Zuchtkater, die in hohem Alter und damit sicher HCM-negativ geschallt sind.

Ein anderes Problem ist die falsche Beratung von Anfängern unter Ausnutzung deren Unwissenheit: Eine sehr tierliebe Jungzüchterin hat sich beispielsweise als Anfängerin eine schwarz-weiße Britin als Zuchtkatze und eine andersfarbige Britin mit Knickschwanz verkaufen lassen. Schwarz-weiße Briten werden leider von Liebhabern meist als bessere Hauskatzen angesehen und sind schwer vermittelbar.

Eine Möglichkeit, um an seriöse Züchter zu geraten und sich Fachwissen anzueignen:  Sie sollten nun am besten Katzenausstellungen von strengen Zucht-Vereinen wie z.B. dem 1.DEKZV besuchen, in denen Richter eine lange Schulung machen müssen, bis sie richten dürfen.
Sehen Sie sich dort die Katzen an und diskutieren Sie mit den Züchtern über die Rasse.
Ideal wäre, sich bei einem Richter „Ihrer“ Wahlrasse als Steward zu verdingen. Denn hier lernen Sie die Rasse und den Rassestandard richtig kennen und kein Züchter kann Ihnen später so leicht ein X für ein U vormachen.

Suchen Sie sich ein Zuchtziel und bitte, meinen Sie nicht, mit „Kraut- und Rüben-Experimentalzucht“ anfangen zu müssen, wie „schokotortiesilbershadedcolourpoint mit weiß“. Diskutieren Sie mit erfahrenen Züchtern über alles, was bei der Zucht einer bestimmten Rasse und Farbe zu beachten ist. Am besten wählen Sie sich einen international anerkannten Zuchtverein aus, in dem nicht alle Farbkreuzungen erlaubt sind, denn das Heer der Züchter, die die Farben der von Ihnen gezüchteten Tiere nicht einmal mehr mit Gentest bestimmt werden kann, muss nicht noch größer werden. Sie können daher durch strengere Reglementierung viel lernen.

Suchen Sie sich einen Mentor, der Wert auf die Zucht gesunder Tiere legt, ihnen sein Zuchtziel genau darlegen kann und deutlich über zehn Jahre Zuchterfahrung haben sollte.
Bei einer Moderasse wie Britisch Kurzhaar würde ich sogar fast sagen: je länger, desto besser. Für die Zucht von Moderassen sollten Sie nicht nur die Mendelschen Regeln beherrschen, sondern sich auch in der Popuklationsgenetik schlau machen.

Lernen Sie, Stammbäume zu lesen und lassen Sie sich über die charakteristischen Erbdefekte in Ihrer Wahlrasse aufklären. Wenn Sie sich über verschiedene Zuchtlinien, deren gesundheitlichen Probleme, Stärken und Schwächen in formiert haben, steht dem Kauf einer Zuchtkatze nichts mehr im Weg. Ein großer Fehler wäre es jetzt, zu glauben, Sie müssten gleich vier Zuchtkatzen haben. Dann sind Sie in Null komma Nichts ein Großzüchter. Züchten Sie sich Ihre weiteren Zuchtkatzen lieber selbst. Eine Faustregel für Züchter, die ihre Stammkatzen als Familienmitglieder behalten möchten ohne zu große Katzenbestände aufzubauen empfiehlt: alle fünf Jahre eine neue Katze zu behalten.

 

 

<< back